Methodisches

Grundannahmen

Wir Erwachsene können viel davon lernen, wie man eine Sprache erwirbt, wenn wir Kindern zusehen. Sie bauen sich zuerst einen passiven Wortschatz (verstehen) auf, bevor sie ihn aktiv nutzen. Kinder wollen immer das Gleiche hören, sie lieben Wiederholungen. Wehe Papa überspringt beim Vorlesen einer Geschichte ein Kapitel, um schneller vor den Fernseher zu kommen. Der Knirps protestiert lautstark, erzählt vielleicht sogar auswendig, was ausgelassen wurde.

Erwachsene können mehr als Kinder. Unser Gehirn hat nach der Pubertät analytisches Denken gelernt, wir wissen bereits, was eine Sprache ist und beherrschen (zumindest) unsere Muttersprache.

Kannst du dir vorstellen, dass du bei einem zweijährigen Kind nur regelmäßige Verben und die dann nur im Präsens verwendest? Kleinkinder werden von Anfang an mit dem Imperativ, hin und wieder mit dem Futur und vor allem mit dem Perfekt belästigt. Einem Kind, das kaum laufen kann, trauen wir mehr zu, als einem Erwachsenen? Das kann eigentlich nicht der Ernst der Fremdsprachenpädagogik sein! Wer eine Fremdsprache lernt, sollte meines Erachtens von Anfang an mit allen Zeiten und Wortarten einer lebendigen Sprache in Berührung kommen. Wie sonst sollte man interessante Lehrbuchtexte verfassen können? Unser Gehirn verlangt nach Erregung, nach Spannung und Wissenswertem. Um uns zu langweilen, brauchen wir keine Sprache lernen, das geht auch so! Unsere Lehrbuchtexte geben in der Regel nicht viel Spannendes her. Vielleicht gibt es welche, deren Inhalt durchweg interessant ist, mir ist jedenfalls noch keins begegnet. Dennoch gilt natürlich dennoch, dass die Sätze zu Beginn nicht zu komplex sein sollten, es sei denn, man ist Wissenschaftler.

Fazit

Zum Fremdsprachenlernen sollten wir die Techniken des Kleinkinds übernehmen, denn sie lernen eine Sprache intensiver als Erwachsene.

Erwachsene können mehr als Kinder, also sollten sie dieses Wissen nutzen, um schneller zum Ziel zu kommen. Warum auf die Muttersprache und Grammatikkenntnisse verzichten, wenn sie hilfreich sein können?


Konsequenzen

Wir müssen verschiedene Lerner unterscheiden. Kinder lernen anders als Erwachsene; ein Anfänger in einer Fremdsprache muss anders lernen als ein Fortgeschrittener; ein Lerner, der eine andere romanische Fremdsprache beherrscht, sollte diese für Spanisch nutzen usw. Leider ignorieren viele Methoden diese Unterschiede und stellen sich als universell brauchbar für alle Niveaus und Lernergruppen dar. Beispiele: Bei Kindern empfiehlt sich das Visualisieren neuen Vokabulars. Bei Erwachsenen ist das unnötig. Bei dem Wort »rosa Elefant« erscheint vor seinem inneren Auge dieses rosafarbene Nasentier, eine weitere Visualisierung erübrigt sich in aller Regel. Vor der Pubertät ist ein Kind kaum in der Lage, analytisch zu denken. Leidvoll erfahren haben das Generationen von Schülern, in die im Fach Latein grammatikalische Strukturen hineingetrichtert wurden. Gelernt haben sie nur ein Reiz-Reaktionsmuster, deren Sinn sie erst ab der 11. Klasse verstehen konnten. Ab der 11. oder 12. Klasse kann dem Jugendlichen das Auftröseln einer Sprache nach analytischen Gesichtspunkten Freude machen. Manche Methoden eignen sich hervorragend für Anfänger und versagen bei Fortgeschrittenen. Erinnert sei dabei an die von mir geschätzte Birkenbihl-Methode. Die Suggestopädie reicht ein wenig weiter, findet aber dann bei Fortgeschrittenen auch ihre Grenzen.

Für dich bedeutet dies, dass du dir, passend zu deinen Bedürfnisse und Kenntnissen, eine Methode, bzw. einen Kurs in Spanien, Lateinamerika oder Deutschland suchen musst.

Ich beziehe mich hier hauptsächlich auf den Anfängerunterricht, werde aber auch auf die Bedürfnisse von Fortgeschrittenen eingehen. Eine eigene Methode habe ich nicht. Meine Vorschläge sind vor allem dazu geeignet, das Gehirn dazu zu bringen, spanische Wörter nicht als sinnlose Lautfolge wahrzunehmen und im Anschluss daran zu löschen. Doch dazu später mehr.