Unterricht

Die Unterrichtsmethode für Spanisch kann nicht falsch sein, wenn der Lehrer seine Schüler und Spanien sowie Lateinamerika liebt! Ob es dann ein Grammatikunterricht der alten Schule oder ein Unterricht der gerade aktuellen Mode ist, spielt in diesem Fall nur eine untergeordnete Rolle.

Kritische Schüler bei neuen Verfahren

Schüler sind lediglich jünger als der Lehrer und gebrauchen sehr zum Nachteil des Kollegiums ihren eigenen Verstand. Daran scheitert ein Großteil des Französischunterrichts, aber auch Methodenelemente, die Schülern weiterhelfen könnten, haben es oft schwer. Beispiel: Das Lernen kann man in eine aktive Phase und eine Nachbereitungsphase unterscheiden. Nach dem aktiven Lernen, braucht man eine passive Phase, in der sich das Gelernte setzen kann. Das »passive Konzert« der Suggestopädie trägt dem Rechnung. Bei leiser, entspannter Musik spricht der Lehrer noch einmal den behandelten Stoff so leise durch, dass der Schüler volle Konzentration bräuchte, um ihn zu verstehen. Er soll jedoch gar nicht zuhören, sondern seinen Gedanken nachhängen. Unbewusst weiß er, wovon der Lehrer gerade vor sich hin brabbelt. Frägt man wahllos einen Schüler, wo man gerade ist, überlegt er kurz und »errät« richtig, was der Lehrer gerade gesagt hat (habe ich des Öfteren getestet). Entsteht nach dem Läuten in der Regel eine hektische Unruhe, so verlassen die Schüler nach dem passiven Konzert den Unterricht sehr ruhig. So weit, so gut. In nahezu jeder Klasse und in jedem Jahr habe ich freiwillig eine Umfrage zu meinem Unterricht gemacht (Kollegen meinten, das sei Referendarsquatsch, der Meinung war ich nie). Bei der Frage nach dem passiven Konzert wurde fast immer »nett und sinnlos« angekreuzt.

Ein anderes Beispiel sind die mündlichen Noten. Sie werden selten unabhängig von den schriftlichen Noten vom Lehrer gemacht. Die lautstarken Proteste, dass man besser als dieser oder jener sei, schriftlich auf 11 Punkten stehe und die 6 Punkte keinesfalls verdiene, bringen über die Jahre hinweg nahezu alle Kollegen zur Kapitulation und man nutzt, wie fast alle Kollegen, die mündliche Note zu kosmetischen Korrekturen der schriftlich zustande gekommenen Gesamtnote.

Noch zwei Tipps zu Evaluationsbögen: Verlange nie, dass dich Schüler kritisieren. Ein guter und lernwilliger Schüler, der rundum mit deinem Unterricht zufrieden ist, wird versuchen, dir einen Gefallen zu tun, und etwas Kritisches ausgraben, das er selbst gar nicht so empfindet. Bitte deine Schüler darum, dir einen Rat zu geben. Ich habe damit beste Erfahrungen gemacht; einige Tipps von Schülern waren echt gut. Willst du wissen, wie ein Schüler zu deinem Unterricht steht, dann frag ihn nicht direkt danach. Einige werden misstrauisch sein und vermuten, dass du errätst, wer den Fragebogen ausgefüllt hat. Frage lieber, ob sie gerne nach Spanien oder Lateinamerika reisen würden. Wird hier ein »Weiß nicht« oder «Vielleicht« angekreuzt, ist dies nicht sonderlich gut. Absolut schlecht wird der Unterricht beurteilt, wenn eine ablehnende Äußerung gewählt wird. Übrigens habe ich immer gestaunt, dass der letzte Punkt, wo Schüler handschriftlich noch ihre Meinung sagen durften, fast immer genutzt wurde. Ich empfand dies als Vertrauensbeweis, vor allem dann, wenn ich kritisiert wurde.

Chile 2013
Unsere erste große Reise nach der Pensionierung 2012 führte uns nach Chile, wo ein Roman von mir spielt (Recuerdos – Vielleicht war es ein Tango)

Tipps und Tricks

Wir Lehrer lieben es, Regeln zu erklären und diese dann am praktischen Beispiel einzuüben, am besten mit Lückentexten. Ob das sinnvoll ist oder nicht, das sei dahingestellt. Aber wenn Regeln angeboten werden, dann sollten sie einfach sein.

Das Zungen-R: Übe nie lange das Zungen-R, wenn es ein Schüler nicht kann, dann kann er es eben nicht. Ich habe es schon geschafft, einen begabten Schüler mit hartnäckigem Training für das Zungen-R davon zu überzeugen, dass er es nie schaffen wird, Spanisch richtig zu sprechen. Der alte Trick das Kunstwort Bdaun in Braun überzuführen, hilft sehr oft. Hat ein Schüler das R ein einziges Mal richtig ausgesprochen – Schluss machen, loben, dass er es kann und nie mehr an der Aussprache herumnörgeln. Er weiß es dann selbst, dass er es kann, und dass es gerade nicht so gut war.

Texteinführung im Anfängerunterricht: Schüler sollen nicht die zwangsläufig gefärbte Aussprache des Lehrers imitieren, sondern Muttersprachler. Mit Audiomaterial ist das kein Problem. Der Lehrer gibt am Schuljahresanfang den Schülern die Lehrbuchtexte in interlinearer (direkter) Übersetzung an die Hand. Idealerweise als Textdokument über eine Internetplattform zum Ausdrucken. Er liest den spanischen Text langsam und akzentuiert vor (vgl. Suggestopädie). Die Schüler lesen den deutschen Text mit und ordnen jedem spanischen Wort das deutsche Wort zu (vgl. Birkenbihl-Methode). Gibt es Fragen, so werden sie in dieser Phase geklärt. Als nächsten Schritt lässt der Lehrer den Text abspielen und macht bei jedem Punkt (ggf. auch Komma) eine kleine Pause. Bei Bedarf wiederholen. Dann lässt man den Text in der Originalgeschwindigkeit ablaufen und die Schüler lesen den Text mit. Nach drei Durchläufen lässt man den Text zum vierten Mal spielen und die Schüler lesen weder den deutschen noch den spanischen Text mit. Die Schüler besitzen schnell eine erstaunliche Geschicklichkeit, mit dem Blick vom spanischen zum deutschen Text zu wechseln. Eine weitere Texteinführung im Stil einer Pantomime oder Paraphrasierung als Activity-Spiel mit dem Lehrer erübrigt sich in aller Regel.

Aussprache: Das beste Vokabel- und Grammatikwissen nützt nichts, wenn falsch ausgesprochen wird. Hat man einen Text, wie oben beschrieben, eingeführt, so bietet sich jetzt das Lesen an. Doch Vorsicht! Die Buchstaben sind zu verführerisch und legen eine falsche Aussprache nahe, denke dabei nur an das Wort »Gibraltar«. Lass einen Satz abspielen und fordere den Schüler auf, sofort nachzusprechen, das heißt zu lesen. Du wirst staunen, wie gut die Aussprache ist. Dies ist übrigens auch der Grund, warum der Schüler bei der Texteinführung anfangs nicht mit dem spanischen Text konfrontiert wird.

Verbindung Aussprache (Phonetik) und Schrift: Schüler empfinden Spanisch nur deshalb als leichter als Französisch, weil die Schrift im Spanischen stärker an die Aussprache geknüpft ist. Um in Französisch fehlerfrei zu schreiben, muss fast immer die Grammatik beachtet werden. Im Spanischen hört man, was man schreibt. Als einfache Aussprache- und Rechtschreibregel habe ich den Schülern zum Auswendiglernen die folgenden Übersicht gegeben (frei zu benutzen, kein Urheberrecht):http://hispal.de/wp-content/uploads/2021/03/Pronunciacion.pdf
Mein Tipp: Einen völlig unbekannten Text mit völlig neuem Vokabular von Schülern vorlesen lassen. Die Sätze sollten nicht zu lang sein. Nicht vergessen, die Schüler darauf hinzuweisen, dass sie von dem Text nichts verstehen werden, und es nur darum geht, zu zeigen, dass man ohne Ahnung von der Wortbedeutung, Texte perfekt vorlesen kann. Ich habe mir an dieser Stelle den Hinweis nicht ersparen können, dass dies im Englischen nahezu unmöglich ist. Sinn: Das Englische wird anfangs als leichter als das Spanische empfunden (s. Anfängerunterricht).
Beachte bitte in der PDF-Datei die primitive Mnemotechnik (Eselsbrücke) für die Betonung. Je besser, also komplexer, Regeln sind, um so geringer ist die Chance, dass sie haften bleiben. Sicher kann man z.B. versuchen das stimmlose S vom stimmhaften S zu unterscheiden. Bei einem Badner ein hoffnungsloses Unterfangen ☺! Gelingen kann letztlich eine gute Aussprache nur durch Imitation, nicht durch eine kopfgesteuerte, also linkshirnische, Aktion.

Rechtschreibschwäche und mündliche Note: Viele Kollegen glauben noch immer, dass eine Lese- und Rechtschreibschwäche gleichbedeutend mit mangelnder Sprachbegabung sei. Das ist barer Unsinn, sonst wären Ernest Hemingway und Agathe Christie keine guten Schriftsteller. Leider verstehen es Legastheniker gut, sich zu tarnen. Fordere dazu auf, sich bei dir diskret zu outen und versichere, dass du dir große Mühe geben wirst, die mündliche Note richtig zu machen, auf die mündliche Leistung des Schülers besonders zu achten. Es gibt sicher geniale Kollegen, die bei einer Klasse von ca. 25 – 30 Schülern und drei Wochenstunden die mündliche Leistung eines jeden Einzelnen treffsicher bewerten können. Diesen Kollegen gehört meine uneingeschränkte Bewunderung.